RefugeesInLibya: Update März 2022

April 11th, 2022 - written by: Migration-Control.info

Dies ist ein Update von der MC Redaktion und baut auf unseren Blogbeitrag RefugeesinLibya: Ein ungehörter Massenprotest von Dorothée Krämer auf, der zuletzt am 28. Dezember 2021 aktualisiert wurde.

Am 10. Januar 2022 stürmten libysche Milizen die informellen Siedlungen von etwa 1.000 Menschen auf der Flucht in Tripolis vor dem UNHCR-Büro, wo sie seit über drei Monaten protestieren. Die Menschen vor Ort wurden gewaltsam geschlagen, erschossen und Zelte in Brand gesetzt. Die Razzia wurde offenbar von der DCIM - der libyschen Abteilung gegen illegale Migration -, aber auch von Milizen wie der Janzour-Gruppe durchgeführt. Mehr als 600 Menschen auf der Flucht wurden daraufhin willkürlich im Internierungslager Ain Zara festgehalten. Das Team von Ärzte ohne Grenzen, das einigen der Inhaftierten half, teilte später mit, dass es "Patienten mit Stichwunden, Schlagspuren und Anzeichen von Schock/Trauma, die durch die erzwungenen Festnahmen verursacht wurden", behandelt hat. "Darunter waren auch Menschen, die während der Razzien geschlagen und von ihren Kindern getrennt worden waren".

Die Razzien, bei denen mehr als 600 Menschen festgenommen wurden, waren die ersten öffentlichen Aktionen des neuen Leiters der DCIM, Mohammed Al-Khoja. Al-Khoja ist ebenfalls ein Milizenführer, der bereits mehrfach des Menschenhandel sowie -schmuggels beschuldigt wurde. Außerdem gehört al-Khoja selbst eines der berüchtigtsten Haftzentren, in denen Migranten festgehalten werden - Tarik Al-Sikka.[1]

Seit dem 10. Januar sind die nach Ain Zara gebrachten Personen Misshandlungen, unzureichender sowie ungesunder Nahrung, ungesundem Trinkwasser und unhygienischen Schlafplätzen ausgesetzt.

Bis heute hat sich die zuständige NRO (UNHCR LIBYA) geweigert, sich dazu zu äußern, warum sie die Flüchtlinge über drei Monate lang in einem unvorstellbaren Chaos auf der Straße und dann in den Händen der Milizen zurückgelassen hat.[2]

Mitte Februar 2022: Eine Gruppe von Asylbewerber*innen trat in einen viertägigen Hungerstreik, um gegen die ihrer Meinung nach unmenschlichen Haftbedingungen zu protestieren. Mehrere Personen waren zu schwach zum Stehen und lagen während der Zeit im Freien auf dem Boden. Mindestens acht von ihnen wurden nach den Aussagen von drei Asylbewerber*innen von Sicherheitskräften und Milizionären, die das Zentrum kontrollierten, weggebracht. Ihr Schicksal ist unbekannt.[3]

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Am 13. April veröffentlichte Refugees in Libya im Rahmen der Protestaktion "It's time to listen" ein Onlinegespräch, in dem Aktivist*innen auf der Flucht die Zustände mit denen sie und viele andere Menschen in Libyen konfrontiert sind, thematisieren. Pro Asyl veröffentlich am darauffolgenden Tag einen Artikel, über die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen im Kontext von Flucht in Libyen und dem Mitwirken von Frontex, der EU und weiteren Akteuren.

 

 

 

 

Footnotes

  1. https://euromedrights.org/migrants-and-refugees-in-libya/
  2. https://www.refugeesinlibya.org/post/i-will-return-them-to-your-headquarter-in-three-days-time-says-afandi-hakim-of-ain-zara-prison
  3. https://www.aljazeera.com/news/2022/2/23/inside-ain-zara-where-europes-unwanted-are-disappeared